KONZEPT

Bilder mit freundlicher Genemigung der Murnaustiftung Wiesbaden
Bilder mit freundlicher Genemigung der Murnaustiftung Wiesbaden

 

 

Das Ende des 35mm Kinofilms ist praktisch Realität geworden. In den Kinosälen aller Kontinente stehen bereits digitale Projektoren. An die Stelle der im Licht flackernden Filmstreifen treten nun aus Plattenspeichern fließende Datenströme. Auch vor der Produktionsseite hat diese Entwicklung nicht halt gemacht. Zu verlockend sind die digitalen Gestaltungsmöglichkeiten aber auch die ökonomischen Vorteile. Als Zeugen des Endes einer Ära ist es an uns, dem analogen Film, den es ja im Wortsinn nun bald nicht mehr gibt, ein Denkmal zu setzen.

Meine Idee ist ein Kunstprojekt, das zwar ein wenig fantastisch anmutet, aber ein furioses Finale für den in der Kamera surrenden Streifen bilden würde.

 


IDEE

 

Wie könnte man einen Filmklassiker adäquat in ein fassbares Kunstobjekt transformieren? Indem man ihn als eine Aneinanderreihung all seiner Bilder in einem wesentlich größeren Format präsentiert. Nehmen wir einmal an, jedes Filmbild des Klassikers Metropolis wächst von seiner Originalgröße 24x18 mm auf 1000x750 mm. Würde man nun alle Filmbilder der neu restaurierten Fassung in dieser Größe aneinander reihen, ergäbe das bei 145 Minuten und 24 Bildern je Sekunde eine Filmbandlänge von unglaublichen 208.800 Metern. Ein noch nie da gewesenes Kunstobjekt, das sicherlich Film- und Kunstfreunde aus aller Welt begeistern würde.

Dem staunenden Betrachter würde vor Augen geführt, was Film im materiellen Sinne war: eine kilometerlange Aneinanderreihung von Fotos. Das ist umso wichtiger, da der Film nun seine Materialität an die Bits und Bytes verloren hat. Was wollen wir in der Zukunft Filminteressierten zeigen, große Festplatten?

In einer gigantischen Freiluftgalerie würden 208.800 Originale ausgestellt. Sieht man von den Zwischentiteln ab, ist kein Bild gleich dem anderen. Da dieses Kunstwerk in kein Museum passt, ist es sinnvoll, möglichst viele Kunstinteressierte an dem Werk teilhaben zu lassen. Es also nach der Ausstellung in Einzelbilder geteilt zu verkaufen. Zwischen zwei Glasscheiben gerahmt, bleibt die einzigartige Materialität der Bilder, die Transparenz erhalten. Eine Eigenschaft, ohne die Film nicht denkbar ist. Es wäre also möglich, ein Stück materialisierte Filmkunst als nummeriertes Original zu erwerben und natürlich auch getrennt wieder auszustellen.

Dieses kolossale Kunstwerk könnte eine Brücke schlagen zwischen der analogen Vergangenheit und der digitalen Gegenwart. Ohne leistungsfähige Computer wäre die Rettung des Films Metropolis unmöglich gewesen.

Aus dem kleinen analogen Filmbild wird ein großformatiger, digitaler Druck mit hoher Auflösung. 

Aber auch Mittel der Kommunikation könnten die Bilder sein. Man schafft, wie beim gemeinsamen Kinoerlebnis sowohl bei der Betrachtung des Kunstwerks als auch durch den Kauf eines Teils davon eine Gemeinschaft, die sich über dieses Werk definiert.

In einem sozialen Netzwerk wäre es möglich, seine Filmbildnachbarn kennen zu lernen und die Beteiligten an der Sequenz, aus der man selbst ein Bild erworben hat usw. Jeder Eigentümer könnte verpflichtet werden, seine Identität der Gemeinschaft Preis zu geben und über den Aufenthaltsort und das Schicksal seines Bildes zu informieren

WARUM GERADE METROPOLIS?

 

Die Kunst des 20. Jahrhunderts hat in der allgemeinen Wahrnehmung der Kunstinteressierten eine herausragende Stellung. Im Focus stehen die in dieser Zeit entstandenen Gemälde und Skulpturen.Die Werke der Filmkunst spielen, betrachtet man zum Beispiel die expressionistischen Maler, eine zu Unrecht in der Aufmerksamkeit des Publikums zweitrangige Rolle. Dabei sind z. B. “Das Kabinett des Doktor Caligari“ oder eben “Metropolis“ ebensolche Meisterwerke von Weltrang. Für den Rezipienten oder Sammler bleiben sie jedoch flüchtige Schattenbilder, die im günstigsten Falle als DVD oder als Filmplakat zu fassen sind. Das könnte  sich nun ändern.

Metropolis, der in seinen Bildern die Zukunft schon vorausahnte, hat seit er von Regisseur Fritz Lang in  Angriff genommen wurde, immer wieder alle Dimensionen gesprengt. Allein 600 Kilometer Filmmaterial wurden belichtet, 36.000 Komparsen kamen zum Einsatz, 500 Modelle von bis zu 70 Stockwerke hohen Wolkenkratzern wurden gebaut. 370 Drehtage benötigte Lang um den damals teuersten deutschen Film aller Zeiten zu produzieren. Die Filmgesellschaft Ufa ging darüber Bankrott.

Auch der Flop bei der Erstaufführung, die Zerstörung des Werks und seine Wiederherstellung ist ein ähnlich monumentales Drama wie der Film selbst. Als erstes Filmkunstwerk überhaupt wurde er Teil des  UNESCO Weltkulturerbes. Seine Geschichte wird, wie von kaum einem anderen Film, immer wieder fortgeschrieben. In vielen Blockbustern Hollywoods und in vielen Musik-Videos kann man bis zum heutigen Tag seine Ideen wiederfinden.

 

DIE AUSSTELLUNG

 

Die Stadt Berlin wäre der beste Ort für dieses Projekt. Die Geburtsstätte von Metropolis ist zum Greifen nahe und Berlin ist zu einem der kreativen Zentren der Welt geworden. Es hat auch die Flächen, die zur Ausstellung des Filmbandes von Metropolis, mit einer Länge von über 200 Kilometern nötig wären.

Der stillgelegte Flughafen Tempelhof ist zum Beispiel mit einer durchschnittlichen Breite von 1500 Metern ein geeigneter Ausstellungsort. Man bräuchte ca. 140 Reihen zu je 1,5 Kilometer um das Filmband auszustellen. Die Fläche betrüge, ließe man zwischen den Reihen einen Abstand von je 10 Metern 1500 X 1400 Meter, entspricht 210 ha.  Der Flughafen Tempelhof hat eine Fläche von 386 ha.

Begleitend könnten Aufführungen des Films sowie anderer Filmkassiker, Filmmusikkonzerte sowie andere Veranstaltungen stattfinden.

Auf einem Online Auktionsportal könnte jeder, egal wo in der Welt, auf das von ihm gewünschte Einzelbild des Filmes bieten.

 

 

Ansichtsmuster in einer Größe von 21x30 cm
Ansichtsmuster in einer Größe von 21x30 cm